[Talk-at] Weglose Anstiege auf Berge: eintragen?
Friedrich Volkmann
bsd at volki.at
Wed Sep 19 17:06:33 UTC 2018
On 17.09.2018 10:50, Marcus MERIGHI wrote:
> ich ueberlege, ob es angebracht ist, weglose Anstiege auf Berge in der
> OpenStreetMap einzutragen.
>
> Ich fuehre unten ein paar Gedanken an und wuerd' mich ueber
> Rueckmeldungen freuen.
>
> In OSM wird die "ground truth" getaggt; diese gibt es bei einem
> "weglosen Anstieg" naturgemaess nicht.
Kommt darauf an. Einen weglosen Anstieg sollte sich der Mapper nicht aus den
Fingern saugen, sondern die Info sollte irgendwie verifizierbar sein. Wenn
ein wegloser Anstieg mit farbigen Punkten markiert ist (wie z.B. auf der
Hohen Wand), ist die Verifizierbarkeit schon gegeben. Manche alpinen
Klassiker sind unmarkiert, aber in der Führerliteratur so genau beschrieben,
dass der Bezug zur "ground truth" hergestellt ist (rechts die rote
Verschneidung hinauf in eine Scharte usw.). Die "ground truth" ist da genau
wie bei der Benennung von Berggipfeln, Gräben usw.: Die Namen sind vor Ort
meist nicht angeschrieben, aber wenn sie in der Literatur belegt sind,
mappen wir sie trotzdem.
Man muss halt mit Augenmaß agieren. In einem Klettergarten, wo die Routen im
Meterabstand nebeneinander liegen, wär es kontraproduktiv, sie alle als
highway=path zu mappen, denn mit so einem Gewirr in der Karte kann keiner
was anfangen. Da finde ich climbing=route schon angemessener. Aber wenn
durch eine hundere Meter breite Wandpartie genau ein einziger dokumentierter
Durchstieg führt und der die einfachste und logischste Route bildet, dann
kann es schon hilfreich sein, den zu mappen: Sowohl für jene, die ihm folgen
wollen, als auch zur Orientierung für andere. Als Beispiel fällt mir der
Bilgeristeig auf der Hohen Wand ein, und auch der Hochlauf auf dem
Schneeberg ist ein Anwärter (den ich leider noch nicht komplett gegangen bin).
Von manchen wird das Mappen in Vergessenheit geratener (und darum
unkenntlich gewordener) Routen als Bewahrung eines Kulturgutes für sehr
wichtig erachtet.
> Ich versehe diese paths mit den entsprechenden Tags (SAC=,
> trail_visibility, width=0).
bitte kein width=0, aber die anderen Tags verwende ich auch, und ggf. auch
uiaa_scale=*.
> Denn was nach dieser Diskussion bleibt, ist die Verantwortung. Will ich
> in der Zeitung lesen, dass eine/r dort abgestuerzt ist, wo sie/er nur
> hinkam, weil ich es eingezeichnet habe?
Du willst keine Renderer-Diskussion, aber solche Fälle sind die Folge eines
primitiven Renderings in Kombination mit fehlender Eigenverantwortung.
> Ich hatte auf auf gipfeltreffen.at schon Menschen, die solche Anstiege
> in der OSM gefunden und ausprobiert haben.
gipfeltreffen.at ist nur noch ein Ratequiz-Portal. Ursprünglich war es ein
Bergsteigerforum, und es gehört zum Alpinismus dazu, unbekannte Anstiege
auszuprobieren. Natürlich weiß jeder Alpinist, wo er umkehren muss. Einem
Anstieg zu folgen, bis man sich weder vor noch zurück traut und dann von der
Bergrettung geborgen werden muss, ist ein Anfängerfehler. Der wird aber in
der Realität nicht dadurch ausgelöst, dass ein wegloser Anstieg in OSM
eingezeichnet ist, sondern eher umgekehrt: Ein Wanderer folgt
Markierungspunkten oder einer Steigspur in dem Glauben, dass dort der
einfache, in der Karte eingezeichnete Wanderweg weitergeht. Der Steig wird
immer schwieriger und gefährlicher. Der Wanderer schaut nochmal auf die
Karte und denkt sich: "Da ist nur dieser eine Weg, also muss ich noch
richtig sein!" Wäre der schwierige Weg eingezeichnet, würde der Wanderer
schon an der Abzweigung aufpassen oder spätestens jetzt seinen Verhauer
erkennen.
> Konkretes Beispiel:
> https://www.openstreetmap.org/way/623761885
Dazu kann ich mangels Ortskenntnis nichts sagen.
On 17.09.2018 14:56, Marcus MERIGHI wrote:
> ich verwende dafuer gerne Baustellen-Absperrbaender; leicht
> anzubringen (wenn auch unangenehm vorzubereiten, die Streifen) und
> verschwinden innerhalb einiger Jahre von selber (bleichen aus,
> zerfetzen).
>
> Ich markiere allerdings nicht einen Weg, sondern Orientierungspunkte und
> Entscheidungshilfen: *nicht* die linke Rinne nehmen, die hoert auf.
>
> Die Markierungen sind nicht unbedingt fuer andere sondern auch fuer
> mich... fuer die naechste Begehung nach einiger Zeit...
>
> Vorschlag: ich tagge die Markierungen und lasse den Weg weg?
Ehrliche Meinung: Solche Baustellen-Absperrbänder würde ich bestenfalls als
landuse=landfill mappen. Bitte unterlass diese Vermüllung der Natur. Keiner
außer dir weiß, was mit dem Band gemeint ist. Wenn dein
Orientierungsvermögen nicht ausreicht, dass du mit GPS-Hilfe eine Abzweigung
wiederfindest, dann bediene dich klassischer Metoden wie Steinmänner oder
Ritzzeichen. In OSM haben diese Routen, die du dir selber ausgedacht hast,
nichts verloren.
--
Friedrich K. Volkmann http://www.volki.at/
Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria
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