[Talk-de] Daten aus der OpenGeoDB

Frederik Ramm frederik at remote.org
Do Apr 5 10:47:53 UTC 2007


Hallo,

> Die Einschränkung ist allerdings, dass man niemand sonst  
> *verbieten* darf
> die Daten zu nutzen, zu kopieren, zu vervielfältigen und zu  
> verbessern -
> das ist der springende Punkt. Proprietäre Lizenzen zeichnen sich  
> deshalb
> durch "Du darfst nicht..." aus. Hat mit "kommerziell" nichts zu  
> tun. Freie
> Lizenzen zeichnen sich durch die Gewährung von Freiheiten aus "Du
> darfst...".

So wie: "Du darfst nicht anderen verbieten, Deine Arbeit zu  
kopieren" ;-)

In meinen Augen ist der springende Punkt zweigeteilt:

Erstens: Sind die Daten, die wir sammeln, überhaupt durch (unser)  
Copyright geschützt. Vermutlich sind sie es nicht, weil es auch hier  
in Europa kein Copyright auf Fakten gibt; allenfalls "hilft" uns die  
Datenbank-Richtlinie, aber was haben wir davon, wenn Amerikaner  
unsere Daten kopieren dürfen und nur die Spanier nicht.

Falls unsere Daten nicht geschützt sind, ist es moralisch nicht  
korrekt, irgendetwas von einer "CC-BY-SA"-Lizenz oder sonst  
irgendeiner freien Lizenz zu reden, denn alle diese Lizenzen setzen  
voraus, dass man überhaupt etwas geschuetztes hat, das man unter den  
Bedingungen der Lizenz veröffentlicht.

Auch eine "freie" Lizenz stellt eine deutliche Einschränkung der  
Nutzung von Daten dar im Vergleich zu ungeschützten Daten. Wer von  
ungeschützten Daten behauptet, sie seien geschützt, weil er damit  
bestimmte eigene Ziele verfolgt - egal, ob diese Ziele jetzt  
wirtschaftlicher Gewinn oder die Verbreitung einer Copyleft-Kultur  
sind -, der stellt sich moralisch auf eine Ebene mit Leuten wie SCO  
oder der Ordnance Survey.

Ich zitiere mal aus einem Dokument der "Science Commons" (eine CC- 
Arbeitsgruppe):

"Our preference is that people do not overstate their copyright or  
other legal rights. Consequently, we adopt the position that "facts  
are free" and people should be educated so that they are aware of this."

Zweitens: Selbst wenn unsere Daten geschützt wären - was wäre dann  
ein "abgeleitetes Werk", das vom Copyleft-Aspekt betroffen ist? Wenn  
ein Kartograph einige hundert Stunden künstlerischer Arbeit  
investiert, um aus unseren Rohdaten einen schönen Atlas zu machen und  
diesen in geringer Auflage mit einem Verlag publiziert - darf dann  
ein anderes Verlagshaus wirklich diesen Atlas nehmen, tausendfach in  
China drucken lassen und für 10 Euro bei "Weltbild" verscheuern  
lassen? Ist es das, was wir wollen, und wird dies nicht eventuell  
viele Leute davon abschrecken, mit unseren Daten schöne Dinge zu machen?

Wenn unsere Daten ungeschützt sind, dann stellt sich diese Frage  
nicht, dann hat der Kartograph ein ganz normales Copyright auf seine  
Arbeit und kann selbst entscheiden, wen er das nutzen läßt und wen  
nicht. Sind unsere Daten "copyleft", dann muß man überlegen, ob man  
solche Effekte wünscht und gut findet (das Argument geht dann so:  
"Wir sind sowieso gegen traditionelles Copyright, und der Kartograph  
soll halt andere Wege finden, mit seiner Arbeit Geld zu verdienen"),  
oder ob man eine Lizenz definieren kann, bei der der copyleft-Aspekt  
nur auf Änderungen an unseren Daten wirkt, nicht aber auf darauf  
aufbauende kreative Tätigkeit.

Bye
Frederik

-- 
Frederik Ramm  ##  eMail frederik at remote.org  ##  N49°00.09' E008°23.33'






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