[Talk-de] Routing-Standards (war: Ulf-Mirko-Endlos-Diskussion)
Stephan Wolff
s.wolff at web.de
Mo Dez 28 12:42:07 UTC 2009
Moin!
Am 28.12.2009 09:31, schrieb Frederik Ramm:
> Stephan Wolff wrote:
>> "Entscheider" muss nicht "Diktator" bedeuten. Viele Gruppen müssen
>> regelmäßig Entscheidungen treffen. Oberster Entscheider ist bei Vereinen
>> meist die Mitgliederversammlung, bei Hausgemeinschaften die
>> Eigentümerversammlung, bei GmbHs die Gesellschafterversammlung, etc.
>
> In den allermeisten Faellen laufen solche "demokratischen" Strukturen
> auf eine Diktatur der Mehrheit hinaus. Im Grossen - also bei z.B. bei
> einem demokratischen Staat - gibt es eine ganze Anzahl von Mechanismen,
> die helfen, dass die Interessen der Minderheiten trotzdem zumindest
> beruecksichtigt werden. Im Kleinen verzichtet man oft darauf. Die
> Minderheit darf ihre Meinung sagen, aber wenn sie am Ende in der
> Abstimmung nur auf 49% kommt, dann war's das eben. Das ist einer der
> Gruende, warum ich fuer Freizeitprojekte das Motto "rough consensus and
> running code" jeder Art von Entscheidungsstruktur vorziehe.
>
Du hast in Vereinen offenbar weit schlechtere Erfahrungen gemacht als
ich. Die meisten Abstimmungen in meinen Vereinen erhielten eine Mehrheit
nach Sachargumenten und nicht um jemandem zu schaden.
Gerade bei OSM sind die Verbindungen der Teilnehmer eher locker, so dass
ich kaum die Gefahr einer Gruppenbildung und Unterdrückung der
Minderheit sehe.
In der großen Politik ist die Entscheidungsfindung schon komplexer. Dort
gibt es Zustimmung je nach Parteizugehörigkeit des Antragstellers,
versteckten Lobbyismus und eigene wirtschaftliche Interessen der
Volksvertreter. Man betrachte als Beispiel das
"Zugangserschwerungsgesetz" aka "Zensurgesetz", das mit großer Mehrheit
verabschiedet wurde aber jetzt von fast niemandem mehr gewollt wird.
In diesem Thread ging es um die Frage, ob ein Fahrradwegweiser mit
"bicycle=yes" oder mit "guidepost=bicycle" o.ä. benannt wird. Wenn eine
der beiden Varianten die Zustimmung der Mehrheit findet, würde ich es
nicht als "Diktatur der Mehrheit" bezeichnen. Nur weil genau zwei Leute
gegensätzlicher Meinung sind, muss die Abstimmung nicht 51% zu 49%
ausgehen, es kann sich auch 80% zu 20% ergeben.
> Gar nicht. Da haben wir uns wohl missverstanden; das war genau das, was
> ich meinte, als ich sagte, dass ich gegen Entscheider bin. Ein wie auch
> immer verabschiedeter Standard wuerde ja wiederum bedeuten, dass man
> jemandem, der neu hinzukommt, so etwas sagen wuerde wie "tja, Pech
> gehabt, dieser Zug ist bereits abgefahren, Du kannst ja auf der
> naechsten Jahreshauptversammlung einen Antrag stellen, wenn Du was
> aendern willst". Das halte ich nicht fuer wuenschenswert.
>
Gerade als Neuling freut man sich doch über Orientierunghilfen. Wenn ich
einer Gruppe beitrete, erwarte ich nicht, dass dann alle Abstimmungen
der letzten Jahre wiederholt werden.
Bei den Fragen, die auf der Liste diskutiert werden oder die von
Frederik gestellt wurden, sehe ich keine Gefahr für unkorrigierbare
Fehler. Was wären denn Entscheidungen, die das Gesamtprojekt schädigen
oder die einen Neuling an der Mitarbeit hindern würden?
Viele Grüße
Stephan
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