[Talk-de] Viele Fehler in Haiti

Michael Buege michael at buegehome.de
Di Jan 26 09:24:42 UTC 2010


Zitat DarkAngel:

> Am 25.01.2010 22:44, schrieb Chris-Hein Lunkhusen:
>> igadsb at web.de schrieb:
>>
>>   
>>> Kann man dieses Problem besser in den Griff bekommen, sodass von neuen
>>> Usern weniger Fehler gemacht werden?
>>>     
>> ich denke damit müssen wir leben. Besser fehlerhafte Daten als überhaupt
>> keine Daten. Und wenn Du mal keepright anwirfst, findest Du
>> auch bei uns noch tausende Fehler.
>>   
> Was nützt eine Straßenkarte mit lauter Fehlern? 

Wie kommst du darauf, dass die Strassenkarte lauter Fehler enthaelt? Hast du
sie dir schon mal angeschaut und verglichen? Und wenn ja, womit hast du sie
verglichen? Und wieviele Fehler hast du gefunden? Wieviel Aufwand war es,
die Fehler zu berichtigen? Und hast du dir mal die Disclaimer anderer
Kartenanbieter fuer Haiti angesehen? Zu sagen, die kochen auch nur mit
Wasser, wuerde glatt als Lobhudelei durchgehen.
Oder begruendet sich deine Vermutung alleine auf die Tatsache, dass an den
Daten in Haiti viele neue Leute mitarbeiten? Wir sind eine Community, schon
vergessen? Selbst wenn vielleicht du und ich und noch ein paar Leute es im
konkreten Fall es gerne anders saehen, jeder darf und soll mitarbeiten.
Denn im Gegensatz zu anderen Organisationen haben wir keine personellen
Strukturen, die in Krisensituationen Plane entwerfen und bereithalten, an
denen sich jeder zu orientieren hat. Eigenverantwortung, konstruktive
Kritik, gegenseitige Hilfe sind die Zauberworte, die den Ameisenhaufen OSM
organisieren.

> Was passiert, wenn 
> tatsächlich jemand diese Karten vor Ort nutzt und mit seinem Lkw voller
> Hilfsgüter nicht auf einer befestigten Straße sondern irgendwo auf dem
> Feld landet? 

Dann hat der Fahrer gepennt. Aber im Allgemeinen gehoeren Leute, die die
Strasse verlassen und ins Feld fahren, wenn die Karte oder das Navi es
befehlen, nicht zum Personal von Hilfsorganisationen.

> Wie fällt das Presseecho wohl aus, wenn zwar viele Daten 
> erfasst sind, ein Teil davon aber unbrauchbar ist?

"Freiwillige wollen helfen, OSM erschwert Mitarbeit, Google Map-Maker bietet
Unterstuetzung an"
Gefaellt dir die Schlagzeile besser?
Mach dir mal um das Presseecho keine Sorgen. Das verhallt bereits wieder
spuerbar. Viel wichtiger ist das Echo der Leute, die OSM-Daten vor Ort oder
im Zusammenhang mit Krisenkoordination benutzt haben. Da steht ein
Erfahrungsaustausch noch aus. Das wird sicher nicht ohne Kritik abgehen,
aber dafuer sind Erfahrungsaustausche ja da.


> Besser wenige Daten aber dafür verlässliche!

Mit dem Motto haetten wir erst gar nicht anfangen duerfen in Haiti.
Es geht ja nicht nur um die Unerfahrenheit einiger neuer Mapper. Der
ueberwiegende Teil der Daten beruht auf einer Vielzahl von Luftbildern, die
von sehr unterschiedlicher Qualitaet in Bezug auf Aufloesung, Abdeckung und
Lagegenauigkeit sind. In vielen Gebieten ist immer noch schwierig einen
verlaesslichen Bezug zu finden. Staendig kommen neue Quellen hinzu, die
ploetzlch bereits bestehende Objekte voellig verschoben aussehen lassen.
Was in alten CIA-Karten als Hauptstrasse eingetragen ist, entpuppt sich im
Luftbild als Trampelpfad, Furten befinden sich an komplett anderer Stelle
und so weiter und so fort. Es ist also nicht immer die Unerfahrenheit der
Mapper, die vermeintliche Fehler entstehen laesst. 
Sicher ist es so, dass ein Grossteil der Arbeit an den Daten fuer Haiti
Korrekturen sind. Aber wir koennen dieses Wiki-Grundprinzip nicht einfach
aussetzen. Es ist unter anderem Bestandteil des Erfolges von OSM.
Nun kann man sagen, Krisensituationen, wo es moeglicherweise um
Menschenleben geht, sind als Testobjekt nicht geeignet. Sicher, aber wir
testen ja gar nicht. Im Gegenteil, wir wenden bereits gesammeltes Wissen
an. Wir tun das, was wir immer machen. Wir fangen an und machen erst mal
das, was unter den gegebenen Umstaenden moeglich ist. Wir sammeln dabei
Erfahrungen, geben diese Erfahrungen weiter und werden besser. Und
unter "Erfahrung weitergeben" verstehe ich unter anderem das Korrigieren
von "Fehlern" anderer Mapper. Das halte ich fuer sehr viel effizienter, als
sich Strukturen auszudenken und zu etablieren, die nur das
Entstehen "verlaesslicher Daten" zulassen, im Grunde aber nur aufhalten und
Ressourcen binden.

-- 
Michael





Mehr Informationen über die Mailingliste Talk-de