[Talk-de] Google maps nutzt Geobasisdaten - Motivation

Martin Koppenhoefer dieterdreist at gmail.com
Di Dez 13 11:13:54 UTC 2011


Am 13. Dezember 2011 09:43 schrieb Frederik Ramm <frederik at remote.org>:
> Als zum Beispiel die flaechendecken Yahoo-Luftbilder kamen und das noch was
> ganz neues war, gab es in einigen Teilen der Community da durchaus
> Widerstand und Unmut. Die Luftbild-Abmaler wurden als "unsportlich" gesehen,
> weil sie mit "unfairem Vorteil" zum Teil erstaunlich produktiv sein konnten
> - jemand, der in wochenlanger Kleinarbeit jeden Weg im Ort mit GPS gemappt
> hatte, musste ploetzlich sehen, wie andere ihren Ort ratz-fatz von einem
> Luftbild abzeichnen konnten.


einerseits spielte das sicher mit rein, andererseits waren die
Yahoo-Bilder aber auch (mind. teilweise=hier) grottenschlecht
referenziert und schlecht aufgelöst, und der echte Unmut kam dann auf,
wenn sorgfältig per GPS erhobene Daten (z.T. ganze Stadtteile) dann
zig Meter verschoben wurden, um mit den schlechten Luftbildern
übereinzustimmen.


> Fuer mich ist bei importierten Hausumrissen eine Grenze ueberschritten - ich
> sehe da unsere "Selbermach-Kultur" in Gefahr. Ich glaube, dass viele unserer
> Erfolge darauf basieren, das wir selber machen und nicht warten, dass/bis
> uns gegeben wird. Ich wuerde mir auch wuenschen, dass wir, wenn wir Haeuser
> wollen, diese selbst von aktuellen Luftbildern abdigitalisieren - nicht
> zuletzt, weil ich den Wert von OSM auch darin sehe, eine "zweite Meinung" zu
> sein inmitten des Wusts von Geodaten, die alle aus der gleichen Quelle
> abgeschrieben sind.


+1, die "zweite Meinung" finde ich auch extrem wichtig. Praktisch alle
anderen kopieren die immer gleichen Daten (und Fehler) aus den 1-2
Datensätzen, die es gibt.



> Haueser zu importieren bringt auf jeden Fall kurzfristig einen Vorteil; die
> Karte sieht huebscher aus, und auch Martins Argument, dass man mit Bezug auf
> die Haeuser dann Zusatzinfos erfassen kann, ist korrekt. Mittel- und
> langfristig stuetzt man damit (mit dem Importieren - nicht notwendigerweise
> mit anderen Arten der Erfassung) aber den Gedanken, dass OSM mehr eine
> "Sammelstelle" fuer Geodaten Dritter ist als ein Projekt, in dem diese
> Geodaten selbst erhoben werden.


da kann ich nicht mehr ganz folgen, da ja gerade diese Zusatzinfos
(die sich nicht nur unmittelbar auf die Hausumrisse beziehen, sondern
auch auf alles, was drum rum in Bezug dazu steht) originäre OSM Daten
sind, also selbst erhoben und nicht blind von anderen übernommen.
Defakto ist "ordentliches" Arbeiten (z.B. in Bezug auf Winkel und
Bezüge von Gebäuden zueinander (Fluchten)) mit unseren Tools nach wie
vor kaum möglich (mit ein paar Workarounds und dem Extudieren-Tool
kommt man zwar schon recht weit, muss aber dann gelegentlich doch die
"Rechtwinkligkeit" wieder nur annähern, damit man zu gemeinsamen
Punkten kommt). Echte Katasterdaten wären da ein Fortschritt (so sie
denn überhaupt flächendeckend digital zur Verfügung stehen).

In Italien werden derzeit in ein paar Regionen Gebäudedaten
importiert, diese kommen aber nicht vom Kataster sondern von den CTR
(~technische Grundkarten, glaub 1:10.000), welche ihrerseits wiederum
von Luftbildern abgeleitet wurden (wohl ähnlich wie ATKIS in
Deutschland), d.h. die Erfassung erfolgte da ähnlich wie wir es in OSM
machen, und es handelt sich keineswegs um "millimetergenau vermessene"
Objekte. Ich bin daher (und aufgrund des Alters der Daten) auch ein
Gegner dieser Importe.


> Das finde ich nicht gut; ich denke, dass das
> Selber-Erheben ein wichtiger Teil unserer "Kultur" ist.


ja, wobei das nicht aufhören müsste (im Gegenteil) nur weil man
Hausumrisse (eher nicht unser Hauptaugenmerk) importiert. Uns
interessieren ja meistens mehr die Dinge, die sich im Haus befinden
als das Haus selbst.

Bis diese Umrisse (falls überhaupt) für OSM zur Verfügung stehen
(könnten) haben wir vermutlich sowieso schon alles abgemalt ;-)

Gruß Martin




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