[Talk-de] Tagging von Bächen als waterway=ditch
Christoph Hormann
chris_hormann at gmx.de
Do Aug 20 12:20:31 UTC 2015
On Thursday 20 August 2015, Stephan Wolff wrote:
> Moin,
>
> kann jemand eine sinnvoll anwendbare Definition von künstlichen /
> menschengemachten Wasserflächen geben?
Für stehende Wasserflächen:
natürlich (also water=lake/pond): die Wasserfläche existierte schon vor
dem Beginn menschlicher Eingriffe/würde ohne menschliche Eingriffe
existieren.
Für durch Menschen modifizierte Wasserflächen müsste man hier eine
quantitative Grenze einführen, Beispiele: Schluchsee, Victoriasee, also
durch Aufstauung vergrößerte natürliche Seen. So was wird im
Allgemeinen immer noch als See betrachtet, aber es gibt natürlich
Grenzen (Riesenstausee wo vorher nur ein Tümpel war). In der Praxis
ist das aber eher die Ausnahme.
Für Wasserläufe:
natürlich (also waterway=river/stream und ggf. waterway=riverbank bzw.
water=river für das Polygon): es hat vor den menschlichen Eingriffen
einen Wasserlauf gegeben, der im Verlauf und in seinem Einzugsgebiet
dem jetzigen ähnelt.
'ähnelt' ist natürlich schwammig, in der Praxis ist das meist recht
eindeutig, aber es gibt natürlich Problemfälle. Beispiel: Oberrhein:
der Rheinseitenkanal führt den größten Teil des Rheinwassers und ähnelt
im Verlauf definitiv dem alten Rhein. Da dieser aber noch parallel
existiert ist dem üblichen Verständnis nach der Altrhein immer noch der
Rhein und der parallele Rheinseitenkanal ein künstlicher Kanal. Das
liegt auch daran, dass der Altrhein in dem Bereich immer noch
durchgehend Wasser führt während Altarme von Flüssen anderswo oft reine
Stehgewässer sind.
Auch bei kleineren Bächen im Flachland kann das ein Problem sein, wenn
zum Beispiel ein Bach im Bereich landwirtschaftlicher Nutzflächen recht
weiträumig umgeleitet und das ursprüngliche Bachbett komplett
zugeschüttet wird. Meines Erachtens kann man sowas recht weitreichend
noch als natürlich interpretieren, solange das eindeutig ist (also
nicht ein ganzes Grabennetzwerk als waterway=stream nur weil irgendwo
dadurch früher mal ein Bach floss).
Die Bezugnahme auf die Vergangenheit vor den menschlichen Eingriffen ist
natürlich im Sinne der Überprüfbarkeit etwas heikel. Das macht die
Unterscheidung aber noch nicht generell sinnlos.
Wer die Unterscheidung beibehalten möchte, sich aber auf natürlich im
Sinne von 'in unverändertem natürlichen Zustand' beziehen möchte endet
unweigerlich dort, wo wir bei forest/wood sind, was sicher nicht
erstrebenswert ist. Wer die ganze Unterscheidung komplett abschaffen
möchte sollte bedenken, dass dies den Nutzen der Daten insbesondere in
wasserbaulich stark erschlossenen Gebieten enorm einschränken würde.
In jedem Fall: der Ausgangspunkt dieses Threads waren Fälle, in denen
die Situation recht eindeutig ist.
--
Christoph Hormann
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